Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hat einen Praxisleitfaden zur abschließenden Wischdesinfektion semikritischer Medizinprodukte in der Zahnheilkunde vorgelegt. Dieser soll Unsicherheiten in Zahnarztpraxen beseitigen, die durch ein rechtlich nicht bindendes Informationsschreiben der Arbeitsgemeinschaft Medizinprodukte der Länder (AGMP), des Robert Koch-Instituts (RKI) und des Bundesamtes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entstanden.
Die wichtigste Nachricht für die Praxen: Die abschließende Wischdesinfektion semikritischer Medizinprodukte in der Zahnmedizin ist weiterhin möglich.
BZÄK-Vizepräsident Konstantin v. Laffert kritisierte: „Hier zeigt sich exemplarisch ein fehlgeleiteter und praxisferner Übereifer von Behörden, der keiner einzigen Patientin und keinem einzigen Patienten hilft, aber viel unnötigen Stress und Frust in den Praxen auslöst. Die „manuelle mechanische Krafteinwirkung“ bei der Wischdesinfektion sollte plötzlich reproduzierbar belegt werden. Übersehen wurde leider nur, dass selbst ein Validierer, der in die Praxis käme, keine Menschen validieren und den Anpressdruck kalibrieren kann. Und das ist auch überhaupt nicht erforderlich. Eine solche Vor-Ort-Validierung des Abwischens von Medizinprodukten würde nichts zu einer guten Praxishygiene beitragen, wäre aber überflüssig und teuer. Wir hoffen sehr, mit unserem Praxisleitfaden Unsicherheiten aus der Welt zu schaffen.“
Eine aktuelle Studie zeigt: Jugendliche mit Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH), besser bekannt als "Kreidezähne", haben ein erhöhtes Risiko für Parodontitis. Frühzeitige Vorsorge und gezielte Behandlungen könnten helfen, langfristige Schäden zu verhindern.
Kreidezähne als Risikofaktor für Parodontitis
Kreidezähne werden unter Kindern und Jugendlichen zunehmend zum Problem. Eine in Brasilien durchgeführte Studie [1] zeigt nun: Die Störung der Zahnschmelzbildung betrifft 16,86 % der untersuchten Jugendlichen. Ein weiteres Ergebnis: Bei betroffenen Jugendlichen wurden häufiger Entzündungsanzeichen wie Zahnfleischbluten und tiefe Zahnfleischtaschen beobachtet, die charakteristisch für Parodontitis sind. Besonders alarmierend: Das Risiko wird zusätzlich durch Zahnbelag verstärkt, der bei porösem Zahnschmelz schwerer zu entfernen ist.
Die Studie, die an über 2.500 Jugendlichen im Alter von 18 und 19 Jahren durchgeführt wurde, zeigt, dass MIH über zwei Wege mit Parodontitis verbunden ist: direkt und indirekt durch erhöhten Zahnbelag (Biofilm). Jugendliche mit Kreidezähnen hatten signifikant höhere Werte bei Parodontitis-Indikatoren wie Zahnfleischbluten und klinischem Attachmentverlust.
Was können Eltern tun?
Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Kinder und Jugendliche mit Kreidezähnen engmaschig auf Parodontitis zu untersuchen. Regelmäßige Zahnarztbesuche zur frühzeitigen Erkennung von MIH und Parodontitis sind in diesem Zusammenhang ebenso von Bedeutung wie eine konsequente Mundhygiene mit fluoridhaltigen (Kinder-)Zahnpasten. Darüber hinaus ist es entscheidend, sowohl bei Eltern als auch bei Kindern das Bewusstsein für orale Erkrankungen wie Parodontitis und Kreidezähne zu stärken.
Forschung zeigt Handlungsbedarf
"Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen klar, dass Jugendliche mit Kreidezähnen einem erhöhten Risiko für Parodontitis ausgesetzt sind. Dieses Problem sollte in zahnmedizinischen Vorsorgeprogrammen stärker berücksichtigt werden", so die Autoren der Studie in ihrer Schlussfolgerung.
Fazit
Die Studie liefert wichtige Hinweise darauf, dass Kreidezähne langfristig die Zahngesundheit beeinflussen können. Die frühzeitige Diagnose und Behandlung von MIH sowie regelmäßige Kontrollen auf Parodontitis könnten dazu beitragen, schwerwiegende Folgen zu verhindern. Eltern, Zahnärzte und Gesundheitseinrichtungen sind gleichermaßen gefordert, um betroffenen Kindern eine optimale Versorgung zu ermöglichen.
[1] Franco MMP, Ribeiro CCC, Ladeira LLC, Brondani MA, Thomaz EBAF, Alves CMC. Molar Incisor Hypomineralization and Periodontitis in Adolescents: A Population-Based Study. J Clin Periodontol. 2025 Jan 22. doi: 10.1111/jcpe.14123. Epub ahead of print. PMID: 39843385.
Deutschlandweit werden täglich in Arztpraxen und Krankenhäusern unzählige Diagnosen gestellt – und mittels der sogenannten ICD-Codes verschlüsselt. Der ICD-Katalog dient der internationalen einheitlichen Klassifizierung von Erkrankungen und wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben. Viele kennen die Buchstaben-Zahlen Kombinationen von AU-Bescheinigungen, Befunden oder Krankenhausentlassbriefen, doch nur die wenigsten Patient:innen können mit den Codes etwas anfangen.
International einmalig gibt es jetzt für alle 14.309 Diagnosen leicht verständliche Erläuterungen, erstellt vom gemeinnützigen Unternehmen „Was hab‘ ich?“. Das Ergebnis jahrelanger Arbeit macht relevante medizinische Gesundheitsinformationen erstmals für die von den Diagnosen betroffenen Patient:innen verständlich.
Insgesamt handelt es sich um hunderttausende Texte, die „Was hab‘ ich?“ für die Erklärung der Diagnosen zur Verfügung stellt. Damit sind verständliche Erläuterungen für alle endständigen ICD-Codes (in der German Modification) vorhanden, die zudem für jedes Zusatzkennzeichen angepasst sind. Berücksichtigt wird, ob eine Erkrankung die rechte, linke oder beide Körperseiten betrifft, sowie ob es sich um einen Verdacht oder den Zustand nach einer Erkrankung handelt. Es gibt also auch jeweils eine verständliche Beschreibung für einen Kreuzbandriss im rechten Knie, im linken Knie und für einen beidseitigen Kreuzbandriss.
„ICD-Codes sind wesentlich für die Kommunikation des medizinischen Personals. Für Patient:innen sind sie jedoch völlig unverständlich, dabei möchte die Mehrheit von ihnen die verschlüsselten Diagnosen verstehen – schließlich sind sie unmittelbar davon betroffen. Für uns war klar, dass hier großes Potential für eine entscheidende Verbesserung der Patientenkommunikation vorhanden ist. Nach jahrelanger, aufwändiger Arbeit haben wir dieses riesige Projekt bewältigt und nun die Erklärung für den letzten der 14.309 Codes des ICD-Katalogs 2025 fertiggestellt. Alle Erläuterungen wurden nach sehr hohen fachlichen und sprachlichen Qualitätsstandards verfasst – das heißt, alle Texte wurden von einer Ärzt:in erstellt und von mindestens einer weiteren Ärzt:in geprüft.
Ihre Erkrankung verstehen zu können, ist für Patient:innen oft extrem wichtig. Jetzt können wir ihnen endlich für wirklich jede Diagnose eine verständliche Erläuterung anbieten“, erklärt Ansgar Jonietz, Geschäftsführer von „Was hab‘ ich?“.
Die leicht verständlichen Erklärungen für die ICD-Codes finden sich bereits für alle Bürger:innen frei zugänglich auf dem Nationalen Gesundheitsportal gesund.bund.de. Wer dort etwa nach dem Code E78.1 sucht, erfährt, dass dieser für „reine Hypertriglyzeridämie“ steht. Im zugehörigen Erläuterungstext wird erklärt, was sich dahinter verbirgt: „Bei Ihnen wurden erhöhte Fett-Werte im Blut gemessen.“ Zusätzlich werden die Funktion und der Transport der Fette im Blut verständlich beschrieben. Die Erläuterungen sind auf gesund.bund.de neben Deutsch auch auf Englisch, Türkisch, Russisch und Arabisch verfügbar. Damit sind die Erklärungen bereits einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.
Das übergeordnete Ziel von „Was hab‘ ich?“ ist es aber, verständliche Gesundheitsinformationen zur Verfügung zu stellen, sobald Betroffene diese benötigen und ohne dass sie aktiv danach suchen müssen.
Im Idealfall erhalten sie die Informationen direkt nach dem Arztbesuch oder Klinikaufenthalt. Mit der Patientenbrief-Software bietet „Was hab‘ ich?“ dafür eine praktikable Lösung für Krankenhäuser bzw. deren Patientenportale an. In einem Forschungsprojekt in der Schweiz erprobt „Was hab‘ ich?“ gerade außerdem den Einsatz von Patientenbriefen im ambulanten Setting.
Die Nutzung der umfangreichen Textsammlung ist für viele weitere Anlässe bzw. Kommunikationskanäle denkbar, überall wo Patient:innen auf ICD-Codes stoßen – beispielsweise in Apps von Krankenkassen oder in der elektronischen Patientenakte.
Auch für die ebenfalls häufig genutzten und für die meisten Menschen oft genauso unverständlichen OPS Codes erarbeitet „Was hab‘ ich?“ leicht verständliche, anschauliche Erläuterungen. OPS-Codes dienen zur Verschlüsselung von Operationen und Prozeduren. Von den insgesamt über 30.000 Codes hat das ärztliche Redaktionsteam bereits etwa 50 Prozent in einfacher Sprache erläutert. Auch diese Erläuterungen stehen auf dem Nationalen Gesundheitsportal sowie in der Patientenbrief-Software zur Verfügung.
Zur ICD- und OPS-Code-Suche auf dem Nationalen Gesundheitsportal:
https://gesund.bund.de/icd-ops-code-suche
Mehr Informationen zu Patientenbriefen:
https://patientenbriefe.de/
Angst vor zahnärztlichen Eingriffen ist ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen davon abhält, notwendige Behandlungen in Anspruch zu nehmen. Mit der neuen Ausgabe der Patienteninformation ZahnRat erhalten Patientinnen und Patienten Informationen zu Alternativen und ergänzenden Angeboten, wie trotz der Ängste Behandlungen möglich sein können. Die kostenfrei in den Praxen erhältliche ZahnRat Ausgabe bietet zudem wertvolle Tipps und Tricks, um die Angst vor dem Zahnarztbesuch zu reduzieren. Schätzungen zufolge leiden 12 bis 16 Prozent der Bevölkerung unter dieser „Zahnarztangst“. Das bedeutet, dass fast jeder jemanden kennt, der von dieser Angst betroffen ist. Die aktuelle Ausgabe des ZahnRat beleuchtet deshalb nicht nur die Gründe und Auslöser dieser Angst, sondern auch die verschiedenen Maßnahmen, die helfen können, mit dieser umzugehen oder diese sogar zu überwinden. Dazu gehören Hypnose, Klopf-Therapie, Narkose oder Lachgas. Diese Methoden bieten den Patientinnen und Patienten unterschiedliche Ansätze, um ihre Ängste zu bewältigen. Eine weniger bekannte, aber vielversprechende Methode ist beispielsweise die Klopftherapie (PEP®), die durch gezielte Berührungen von Körperpunkten Angst und Stress reduziert. Diese Technik aktiviert sowohl den Bereich im Gehirn, der für Emotionen zuständig ist, als auch den Bereich, der das Denken steuert. Patientinnen und Patienten können diese Technik leicht erlernen und selbstständig anwenden, um den Zahnarztbesuch weniger belastend zu machen. Die Zahnärztekammer Niedersachsen hofft, mit dieser Ausgabe des ZahnRat Betroffenen wertvolle Informationen und Hilfestellungen bieten zu können. Der ZahnRat ist ab sofort erhältlich und kann auch über die Webseite der ZKN heruntergeladen werden. Der ZahnRat ist die gemeinsame Patienteninformation der Zahnärztekammern in Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie informiert Patientinnen und Patienten sowie zahnmedizinische Laien verständlich über vielfältige Themen der Zahn- und Mundgesundheit. Ein kostenfreies Ausgaben Archiv mit zahlreichen kurzen Erklär-Filmen steht im Internet unter www.zahnrat.de bereit. Weitere Patienteninformationen erhalten Sie zudem auf der Instagram-Seite.